Jurenergie feiert 15-jähriges Bestehen – großer Festakt am 28.04.25

Am Anfang stand eine Vision: Klimaschutz mit der Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe verbinden. Längst wurde die Vision zur erfolgreichen Realität, und so konnte die Bürger- und Kommunalgenossenschaft Jurenergie eG nun ihr 15-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Saal des Landratsamtes Neumarkt gebührend feiern.

Öl, Gas, Strom – alle klassischen Energieträger hatten lange Zeit gemeinsam, dass sie klimaschädlich erzeugt wurden und dass die Wertschöpfung aus ihrer Nutzung in fernen Ländern oder bei großen Konzernen stattfand. Um dies zu ändern, wurde im April 2010 im Landkreis Neumarkt von 79 engagierten Bürgern die Jurenergie eG gegründet. Das Ziel war klar definiert: Erneuerbare Energie vor Ort und in Bürgerhand erzeugen. Schnell ist die Jurenergie eG auf fast 1000 Mitglieder angewachsen, betreibt mittlerweile 5 Windräder und 11 PV-Anlagen und kann aus der Vermarktung der erzeugten Energie ihren Mitgliedern regelmäßige Dividenden zahlen.

Grund genug also, dieses Erfolgsmodell aus Anlass des 15-jährigen Bestehens zu feiern. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Jurenergie eG, Dr. Wolfgang Fruhmann, begrüßte die anwesenden Gäste zum Festakt und freute sich insbesondere über die Teilnahme von zahlreichen kommunalen Vertretern, bevor er in einem kurzen Rückblick an die Anfänge der Jurenergie eG erinnerte.

„Der Landkreis Neumarkt ist Vorreiter bei der regionalen Energieversorgung“

In ihren kurzen Grußworten gratulierten MdB Susanne Hierl und Landrat Willibald Gailler der Jurenergie eG zum Jubiläum und würdigten die Erfolgsgeschichte der Genossenschaft. Landrat Willibald Gailler betonte dabei die Vorreiterrolle des Landkreises Neumarkt, die schon unter seinem Amtsvorgänger Albert Löhner begann und dem Landkreis Neumarkt zu einer Spitzenposition bei der regionalen Energieversorgung verhalf. Dabei mussten gerade die Kommunalpolitiker manche Widerstände überwinden, um Akzeptanz bei den Bürgern zu schaffen.

Dann durften sich die rund 170 anwesenden Gäste auf die Festansprache des Bayer. Staatsministers für Finanzen und Heimat, Albert Füracker, freuen. Und dieser enttäuschte seine Zuhörer nicht. In launigen, aber auch klaren Worten beleuchtete er das Thema Energiewende unter verschiedenen Gesichtspunkten. So erinnerte er an seine eigenen, mit anfänglichem Scheitern verbundenen Erfahrungen, die er noch als Landwirt mit verschiedenen Projekten sammelte. Daher stand er auch der Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft zunächst mit viel Skepsis gegenüber und hätte die Erfolgsgeschichte der Jurenergie eG damals nicht für möglich gehalten.
Doch mittlerweile seien die Erneuerbaren Energien etabliert und unverzichtbar, und es gehe nun vorrangig darum, einerseits den Verbrauch fossiler Energien so weit wie möglich zu reduzieren, und andererseits den Erneuerbaren Energien durch angemessene Rahmenbedingungen zu wirtschaftlichem Erfolg zu verhelfen, um damit Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Preisen sicherstellen zu können.

„Renaissance der Kernenergie – da glaubt doch kein Mensch daran!“

Dazu sei es unvermeidbar, so Füracker, dass der Ausbau der Erneuerbaren fortgesetzt wird, auch wenn dies nicht immer ohne Belastungen für den einzelnen erfolgen kann. „Das gefällt mir nicht“ könne allein jedenfalls kein Argument gegen den Bau von Windrädern oder PV-Anlagen sein. Hier habe insbesondere die Jurenergie eG durch ihren Ansatz der breiten Bürgerbeteiligung und ihre professionelle und erfolgreiche Unternehmensführung viel zu einer gesteigerten Akzeptanz beigetragen. Denn damit können die Menschen auch einen persönlichen Nutzen ziehen können und nehmen nicht nur die Belastung vor ihrer Haustüre wahr.

Kernenergie sei jedenfalls keine Option mehr, dies schloss der Minister kategorisch aus. Allerdings sei es eine zentrale Zukunftsfrage, wie man den Strom zu vernünftigen Preisen speicherfähig machen kann, um die sog. Dunkelflauten überbrücken zu können.

„Wir brauchen jede Art von regenerativer Energie“

Der Festansprache des Ministers folgte dann eine sehr kurzweilige und lebhafte Podiumsdiskussion. Zum Thema „Dezentrale Energiewende als Erfolgsfaktor für regionale Wertschöpfung und den Wirtschaftsstandort Bayern“ diskutierten Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg/Kelheim, Martin Stümpfig, MdL und energiepolitischer Sprecher der GRÜNEN, sowie Michael Vogel, Vorstand der Jurenergie eG. Violetta Paprotta setzte als Moderatorin geschickt die Stichworte, aus denen sich kurzweilige Diskussionen ergaben.

So betonte Dr. Helmes die Wichtigkeit von Netzstabilität und Versorgungssicherheit für die gesamte Wirtschaft und mahnte an, ideologiefrei jede Art von regenerativer Energie zu nutzen. Im vergangenen Jahr hätten 42 % der Mitgliedsunternehmen über Stromausfälle berichtet. „Wir brauchen jede Art von regenerativer Energie“ so Dr. Helmes. MdL Martin Stümpfig bedauerte, dass man schon viel weiter sein könnte, wenn nicht der Ausbau der Erneuerbaren Energie zwischenzeitlich durch die Politik ausgebremst worden wäre. „Es geht nicht um Argumente, sondern um Mehrheiten“, müsste Stümpfig seinerzeit mehrfach erfahren.
Michael Vogel wiederum hielt ein flammendes Plädoyer dafür, der Regulierungswut Einhalt zu gebieten. Genehmigungsverfahren unterliegen einer Fülle von Einschränkungen und Auflagen, wodurch die Realisierung von Projekten oft endlos in die Länge gezogen wird und sie durch unsinnige Auflagen massiv verteuert werden, was sich dann wiederum zwangsläufig auf den Strompreis niederschlage. Dem Artenschutz werde oft eine viel höhere Bedeutung beigemessen als dem Schutz des Menschen. Dabei sei es doch der Klimawandel, der uns alle bedroht, und auf regenerative Energien zu setzen, sei der beste Schutz für Mensch und Natur. Dem pflichtete spontan auch Josef Bauer, stellvertretender Landrat und Bürgermeister der Stadt Parsberg bei: „Wir würden gerne Windräder bauen, wir hätten geeignete Flächen, und dann scheitert es z.B. am Vorhandensein einer seismologischen Station oder an militärischen Sperrzonen.“

Die Zeit war wie im Fluge vergangen, so dass Violette Paprotta die lebhafte Diskussion mit sanftem Druck beendete. Dr. Wolfgang Fruhmann beendete die rundum gelungene Veranstaltung mit kurzen Dankesworten und lud zum anschließenden Stehempfang ein. Dabei bot sich noch ausgiebig die Gelegenheit zum fachsimpeln, netzwerken und Kontakte knüpfen.